Em­power­ment für ge­flüch­te­te Frau­en – We­ge in ein selbst­be­stimm­tes Leben

Seit Mai 2016 läuft das Pro­jekt Em­power­ment für ge­flüch­te­te Frau­en im AWO Quar­tier Ze­dern­stras­se und im Frau­en­haus der AWO, um Frau­en zu stär­ken und neue We­ge auf­zu­zei­gen. AWO Mit­ar­bei­te­rin Sa­bi­ne Hala­bi be­rich­tet über ein be­son­de­res Projekt.

Em­power­ment für ge­flüch­te­te Frau­en – We­ge in ein selbst­be­stimm­tes Leben

Es be­zieht sich auf al­lein ge­flüch­te­te Frau­en und ih­re Kin­der, denn sie be­dür­fen ei­ner be­son­de­ren Auf­merk­sam­keit sei­tens un­se­rer Ge­sell­schaft. Die Frau­en kom­men meist aus ei­ner pa­triacha­li­schen Ge­sell­schafts­form mit fes­ten Struk­tu­ren des Fa­mi­li­en­le­bens. Durch Krieg,  Flucht, Tod des Part­ners, Ver­lust der Exis­tenz und ih­rer häus­li­chen Um­ge­bung sind die­se Frau­en hier nun auf sich al­lei­ne ge­stellt, was für sie meist ein rie­si­ges Pro­blem darstellt.

Sie sind der deut­schen Spra­che nicht mäch­tig, ken­nen nicht die so­zi­al- und kul­tu­rel­len Ge­ge­ben­hei­ten un­se­res Lan­des und vor al­lem ha­ben sie ex­tre­me Exis­tenz­ängs­te. Vie­le von ih­nen ha­ben in ih­ren Her­kunfts­län­dern kei­ner­lei Schul­bil­dung ge­nos­sen oder aber nach der 8. Klas­se die Schu­le be­en­det. Sie ha­ben kei­ne Be­rufs­aus­bil­dung und kei­ne da­von Vor­stel­lung al­lei­ne zu leben.

Das Em­power­ment Pro­jekt ver­sucht all die­sen Frau­en ei­ne Per­spek­ti­ve auf zu zei­gen, ih­nen We­ge und Mög­lich­kei­ten zu eb­nen, um wie­der Le­bens­mut zu fin­den. Wir sind be­hilf­lich bei al­len an­fal­len­den be­hörd­li­chen Struk­tu­ren, ge­ben den Frau­en die Mög­lich­keit Sprach­kur­se zu be­su­chen, ver­mit­teln ih­nen psy­cho­lo­gi­sche Frau­en­be­ra­tungs­ge­sprä­che , be­sor­gen ih­ren Kin­dern Ki­ta­plät­ze oder or­ga­ni­sie­ren die Schul­an­mel­dun­gen. Wir tra­gen Sor­ge dar­um, ih­re Ge­sund­heit ent­we­der wie­der her­zu­stel­len oder er­klä­ren ih­nen die Gesundheitsvorsorge.

Wir sind mit ei­nem Netz­werk aus ver­schie­de­nen Be­rei­chen ver­knüpft, wie z.B. mit Be­hör­den und Äm­tern der Stadt zur Ab­si­che­rung der fi­nan­zi­el­len Si­tua­ti­on, An­wäl­ten, Po­li­zei, Sprach­schu­len, The­ra­pie­ein­rich­tun­gen ‚Ju­gend­äm­tern, Kin­der­gär­ten und Schu­len, Ärz­ten und In­sti­tu­tio­nen wie IHK, Hand­werks­kam­mer , Fach­hoch­schu­le und Universität.

Vie­le eh­ren­amt­li­che Hel­fer un­ter­stüt­zen uns da­bei. Denn auch der für uns nor­ma­len All­tag ist für die Frau­en hier neu zu er­ler­nen. Wie ge­he ich ein­kau­fen, wie ver­hal­te ich mich bei Be­hör­den­gän­gen, was wird von mir an Ei­gen­in­itia­ti­ve verlangt?

Ne­ben all die­sen ge­sell­schaft­li­chen An­for­de­run­gen, müs­sen die­se Frau­en aber auch ih­re Kriegs-und Flucht­er­fah­run­gen verarbeiten.

Durch in­ten­si­ve Be­treu­ung kom­men je­doch auch jetzt erst Trau­ma­ta her­vor, sei es die Ver­ge­wal­ti­gung auf der Flucht, die Über­fahrt übers Meer, das Er­le­ben von Tod im di­rek­ten Umfeld.

Nach nun­mehr 7 Mo­na­ten kann man als Re­sü­mee fol­gern, dass die­ses Pro­jekt enorm wich­tig ist für die Be­trof­fe­nen ist. Oh­ne frem­de Hil­fe wä­ren die Frau­en hier al­lei­ne gescheitert.

Das Em­power­ment ist bis zum 31.12.2017 ver­län­gert. Wir sind noch lan­ge nicht am Ziel aber auf ei­nem gu­ten Weg dorthin.

Für die nächs­te Zeit pla­nen wir, die­sen Frau­en auch auf­zu­zei­gen wie man mal den Kopf von all den Pro­ble­men frei­be­kommt, mal ab­schal­ten und die See­le bau­meln las­sen kann. Ak­tu­ell ist ein Bild­hau­er­work­shop ge­plant. Au­ßer­dem steht, ganz prak­tisch und nah am all­täg­li­chen Le­ben ori­en­tiert ein Aus­flug in ei­nen Dro­ge­rie­markt auf dem Pro­gramm, um ei­nen Über­blick über das meist in deutsch und eng­lisch be­schrif­te­te Sor­ti­ment zu erhalten.

Im Sprach­ca­fé im Quar­tier Ze­dern­stra­ße und im Frau­en­haus ent­ste­hen ge­ra­de neue We­ge der Ent­span­nung und wir hof­fen, dass dies ge­nau­so gut und ger­ne an­ge­nom­men wird wie die vor­he­ri­gen Hilfen.

Text: Sa­bi­ne Halabi