Hier ein sehr lesenswerter Bericht von Friederike, die ehrenamtlich die Garagenspielzeit im Quartier Zedernstrasse betreut hat. Schade, dass Du nicht mehr mit dabei bist. Wir wünschen Dir alles Gute fürs Studium!
Das Team vom AWO Quartier Zedernstrasse
Nachdem ich letztes Jahr meine Schullaufbahn mit dem Abitur abgeschlossen habe und dann längere Zeit im Ausland war, stellte sich mir die Frage, was ich mit der freien Zeit bis zu meinem Studienbeginn im Oktober machen sollte.
Da die Flüchtlingsfrage mich schon immer sehr beschäftigt hat und in meinem Heimatort die ehemalige Kaserne zu einem Wohnquartier für Flüchtlinge umgebaut wurde, war für mich sehr schnell klar, dass ich mir selber einen Eindruck von den vielen neuen Nachbarn, die aus allen Teilen der Welt gekommen sind und nun das Gesamtbild im Dorf stark mitprägen, machen möchte.
Schnell lies sich über das Internet die Zuständige von der AWO Bielefeld ausfindig machen. Mit großer Freude wurde ich gleich aufgenommen und habe ab dem Sommer bis zum Start meines Studiums im Wintersemester das Projekt „ Garagenspielzeit“ übertragen bekommen.
Jeden Montag von 15–17:00 Uhr habe ich die Garage, in der wir die ganzen gespendeten Spielsachen aufbewahren, aufgeschlossen und die Zeit mit den Kindern auf dem Innenhof des Wohnquartiers verbracht. Wir haben gespielt, gemalt und gebastelt.
Natürlich macht man sich vorher ein bestimmtes Bild von einer Flüchtlingsunterkunft, man hat vieles in den Nachrichten gehört, man kennt einige Leute, denen die Flüchtlinge eher suspekt sind und überlegt sich wie oder ob man wohl als junges, blondes Mädchen aufgenommen wird.
Ohne Frage war ich immer der „bunte Hund“ unter den Leuten. Was mich aber selber von Anfang an überrascht hat, war die Herzlichkeit der Menschen und wie schnell sie auf mich zugekommen sind. Ich habe mich gefreut mit immer mehr Leuten in Kontakt zukommen und mich geehrt gefühlt, wenn mir jemand seine ganz persönliche Geschichte anvertraut hat.
Selbstverständlich gibt es einige große, kulturelle Unterschiede, so darf man sich nicht wundern, wenn Männer einem zwar die Hand geben, einem aber nicht in die Augen gucken. Was bei uns als ein Zeichen von Respektlosigkeit gilt, ist in anderen Kulturen genau das Gegenteil. Insgesamt hätte ich mir die Arbeit aber sehr viel problematischer vorgestellt, als sie im Nachhinein war.
Was mich ebenfalls sehr gewundert und gefreut hat war, wie schnell ich eine Bindung zu den Kindern aufbauen konnte. Nach anfänglicher Schüchternheit sind viele „aufgetaut“ und sind mir schon entgegengerannt, bevor ich die Garage aufschließen konnte.
Am Anfang hatte ich auch Bedenken vor Sprachproblemen. Gerade bei den Kindern habe ich aber erlebt, dass sie innerhalb von nur wenigen Wochen alles verstehen und nach wenigen Monaten auch untereinander und mit mir Deutsch reden konnten.
Im Allgemeinen habe ich mich sowohl im Wohnquartier, also auch in dem Team der AWO sehr wohl gefühlt und bin froh, dass ich trotz anfänglicher Bedenken vor den fremden Menschen und vor allem auch vor fremden Männern, von denen man in den Nachrichten selten Gutes hört, meine eigenen Erfahrungen gemacht und meine freie Zeit sinnvoll genutzt habe. Oft fragen mich interessierte Freunde, ob ich so alleine als Mädchen denn nie Angst hatte. Dazu kann ich nur sagen, dass alle immer sehr respektvoll und hilfsbereit mit mir umgegangen sind und dass ich mich immer wohl gefühlt habe.
Friederike Schönfeld, 19 Jahre