Frauen mit Fluchthintergrund erleben sich selbst häufig als sozial ausgeschlossen und abseits der Mehrheitsgesellschaft. Durch tradierte Rollenzuschreibungen oder aber das Fehlen von Schul- bzw. Berufsabschlüssen, ergibt sich eine enge Einbindung in den häuslichen Alltag. Abseits ihrer Tätigkeit als Hausfrau und Mutter, mangelt es an Selbstvertrauen und Autonomie, um Teilhabemöglichkeiten in Anspruch zu nehmen oder sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Hinzu kommt das erhöhte Risiko, durch traumatische Erlebnisse im Kontext der Flucht an einer psychischen Erkrankung zu leiden. Durch die Isolation und teilweise durch unzureichendes Wissen wird der Zugang zu professioneller Hilfe erschwert.
Hier setzt das Projekt “Ich habe eine Stimme” an. Eingebunden in das Quartier Zedernstraße in Bielefeld-Ummeln, werden die Frauen bei der Entfaltung ihrer Selbstwirksamkeit und dem Wiederfinden sowie dem Nutzen der eigenen Stimme intensiv unterstützt. Dies geschieht durch zwei Module:
- Psychosoziale Stabilisierung
1.1 Psychische Gesundheit und Hilfsangebot
1.2 Achtsamkeits- und Resilienztraining
1.3 Selbstverteidigungskurs
1.4 Kunsttherapeutisches Gruppenangebot
→ Auseinandersetzung mit der eigenen (körperlichen) Selbstwirksamkeit, Umgang mit negativen und belastenden Gefühlen, Stressbewältigung, Wissen von Anlaufstellen, Machtlosigkeit überwinden und Selbstvertrauen stärken
2. Ich habe eine Stimme und nutze sie
2.1 Gleichberechtigung, Grundrechte
2.2 Selbstbewusst auftreten
2.3 Eine Meinung bilden und diese ausdrücken
→ Wissen und Reflexion zu Themen wie Gleichberechtigung und Grundrechte, Einsetzen von (körper-) sprachlichen Mitteln, Methoden der Argumentation und Kommunikation, selbstbewusst auftreten und der eigenen Meinung mehr Gewicht verleihen
Ein drittes Modul richtet sich an Mädchen und junge Frauen im Alter von 12–18 Jahren, um zukünftigen Isolationstrukturen und konventionellen Rollenvorstellungen entgegenzuwirken. Sie werden frühzeitig gestärkt und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, sodass sie selbstsicher ihren eigenen Weg finden können.
“Ich habe eine Stimme” gibt den Frauen die Möglichkeit, sich bei Bedarf aus bisherigen bisherigen Abhängigkeitsverhältnissen zu befreien, ihren gewohnten und vertrauten Lebensbereich zu verlassen und zu lernen, für sich und die eigenen Bedürfnisse einzustehen.
Das Projekt wird vom Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen des Programms “Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Vor Ort. Vernetzt. Verbunden” gefördert.